Sport im Verein macht Spass
Vienna City Marathon "Alles Walzer" 2014
Bereits die Anreise zum Marathon-Start mit der U-Bahn war ein Erlebnis.
Im Waggon waren alle Plätze( 49 Sitz- und 91 Stehplätze ) von Läuferinnen und Läufern gefüllt. Es roch nach Durchblutung
fördernden Salben. Einige Sportler waren locker, machten Scherze. Andere wieder angespannt, kauten Kaugummi mit dem Tempo
einer Nähmaschine.
Mehr als 42.000 Läuferinnen und Läufer aus 127 Nationen nahmen am Sonntag am 31.Vienna City Marathon teil.
Die Eliteläufer um Getu Feleke und Henry Sugut wirkten kurz vor dem Start auf der Wagramer Straße entspannt. Mit einer Sirene
wurde um 9:59 Uhr der 31. Vienna City Marathon zu den Klängen des Donauwalzers gestartet. Bei idealen 10°C sprinteten die
Eliteläufer
los. Als das Elitefeld schon unterwegs war, wurden im Abstand von 10 Min. die nächsten 6 Felder ( Blocks ) ins Rennen geschickt.
Hunderttausende Zuschauer an der Laufstrecke klatschten, pfiffen und trillerten ihnen den Weg. Mit Fotoapparaten reihen sich stolze
Eltern und aufgeregte Freunde aneinander.
Walzerklänge gab es nicht nur zum Start; beim Stadtpark hat die Tanzschule Rueff Position bezogen. Rund 20 Tänzer drehen sich im
Dreivierteltakt. Hin und wieder schnappte sich Tänzerin Verena auch einen Läufer.
Der 27-jährige Äthiopier Gertu Feleke
gewann in hervorragenden 2:05:41 h und verbesserte den
alten Wiener Streckenrekord um eine
Minute und 17 Sekunden. Vor 15 Jahren hätte diese
Siegerzeit noch Weltrekord bedeutet. "Es
ist heute einfach alles für mich gelaufen", sagte Feleke, der
die Rekordprämie von 15.000 Euro
kassierte. Nachdem beim 30. Kilometer der letzte
Tempomacher ausgestiegen war, setzte
sich der muskulöse Athlet von seinen
letzten Verfolgern ab und lief ein einsames Rennen. "Ich
kann auch Zeiten von 2:04 h laufen", sagte
er.
"Aber dafür muss eine schnelle Gruppe
länger homogen bleiben. Heute habe ich alles gegeben,
schneller wäre nicht gegangen." Tatsächlich
musste sich Feleke unmittelbar nach dem Zieleinlauf
mehrmals übergeben. "Die Magenschmerzen haben früh begonnen, auf den letzten zwei Kilometern war es schon sehr schlimm."
Der zweitplatzierte Kenianer Alfred Kering hatte bereits fast drei Minuten
Rückstand (2:08:28), Rang drei ging durch Philip Sanga (2:08:58) ebenfalls an einen Läufer aus Kenia. Noch nie war in Wien ein Läufer mit
einer schnelleren Bestzeit am Start als Feleke (2:04:50), zwölf weitere Athleten hatten Zeiten von unter 2:10 h stehen. Enttäuschend verlief das
Rennen für den dreifachen Wien-Sieger und früheren Rekordhalter Henry Sugut. Der Kenianer konnte das hohe Tempo nicht mithalten, und
musste aufgeben.
Weniger prominent besetzt war das Starterfeld der Damen, doch die Entscheidung hätte dramatischer nicht ausfallen können. Nachdem die
Japanerin Mai Ito das Tempo von Caroline Chepkwony nicht halten konnte, sah die Kenianerin schon wie die sichere Siegerin aus. Doch kurz
vor dem Heldenplatz erlitt Chepkwony einen Schwächeanfall.
Die erst 24-jährige Deutsche Anna Hahner zog 300 Meter vor dem Ziel an der Kenianerin vorbei und gewann ihren ersten großen Marathon
(2:28:59). „400m vor dem Ziel haben alle gerufen: Caroline steht! Da habe ich mir gedacht, wann habe ich schon wieder die Chance, in Wien
einen Marathon zu gewinnen?“ Hahner, die von ihrer Zwillingsschwester Lisa betreut wurde, machte ihr Versprechen wahr und tanzte im Ziel mit
einem Herren im Frack Walzer.
Chepkwony musste mit Infusionen akut behandelt werden und konnte nicht an der Siegerehrung teilnehmen. Ihr
Zustand hat sich danach rasch gebessert, sie konnte selbstständig zur Dopingkontrolle gehen. Im Ziel auf dem
Heldenplatz wurde das Motto " Alles Walzer " perfekt
umgesetzt.
P.S.
Es stand noch ein unbekannter Läufer aus SV Kirchboitzen am Start,
der später mit dem Elitefeld nicht mithalten konnte, da er ab dem 25. Kilometer Gegenwind bekam und es bis zum 35.
Kilometer regnete.
Doch nach 4:19:42 h kam er als 4.von 18 in seiner AK-M70 endlich ins Ziel. Er sagte: „Das hat mir aber gereicht " - und
war trotzdem froh gesund ins Ziel gekommen zu sein. Dann fiel er glücklich in die Arme seiner Betreuerin Nina, die
lediglich fragte: „Warum musste ich so lange auf dich warten?"
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